Jan-Carl Kubik
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5 Dinge, die wir von Horrorfilmen für das Reden lernen können

Würdest du lieber eine Rede in der Öffentlichkeit halten oder dich lieber mit Hannibal Lecter zum Essen verabreden?

Viele Menschen würden jetzt eine eindeutige Antwort geben: das Essen mit dem Kannibalen. Dabei spielt es für sie keine Rolle, ob sie am Tisch sitzen oder auf dem Tisch serviert werden – Hauptsache, die Rede fällt aus.

Das Reden vor einem größeren Publikum ist für sehr viele Menschen ein wahrer Horror. Aber diesen Horror können wir nur überwinden, wenn wir uns selbst überwinden und immer wieder üben, vor Menschen zu reden.

Und damit uns das leichter fällt, nehmen wir uns den Horror und schauen uns an, was wir aus dem beliebten Filmgenre lernen können …

  1. Das Monster taucht überall auf.
    Genauso müssen wir mit unserer Botschaft umgehen.

Ob Michael Myers, Leatherface oder irgendein anderer Bösewicht – in Filmen liegen sie überall auf der Lauer, um jederzeit überraschend zuzuschlagen.

Wenn wir eine Rede halten, müssen wir ähnlich vorgehen. Statt eines Monsters haben wir in unserem Fall eine zentrale Botschaft. Und diese Botschaft muss immer wieder und wieder auftauchen, damit unsere Zuhörer wissen, worum es uns geht.

  1. Der wahre Horror findet im Kopf statt.
    Lass etwas aus, um die Fantasie deiner Zuhörer anzuregen.

Viele Filme arbeiten mit dem Trick, dass sie eine Szene nicht direkt zeigen. Stattdessen setzen sie auf Andeutungen und Reaktionen. Auf diesem Weg wird der Zuschauer gezwungen, eigene Bilder zu kreieren.

So können wir auch bei einer Rede vorgehen: Wir erzählen eine Geschichte und lassen dann einen Teil weg, um anschließend über die Konsequenzen zu berichten.

Ein Beispiel: Die Party war dann doch etwas wild …
… am Ende hatten wir über 25.000 Euro Sachschaden und eine Badewanne, die auf dem Hausdach lag.

  1. Guter Splatter lebt vom Detail.
    Details machen unsere Rede interessant.

Manche Horrorfilme zeigen eine große Leidenschaft für die Anatomie des Menschen. Genüsslich werden Körper seziert, zerfleischt und auseinandergenommen. Dabei lassen sie kein Detail aus.

Auch bei einer Rede lohnt es sich, auf Details zu setzen. Erzähle nicht, dass du U-Bahn gefahren bist. Beschreibe lieber die genaue Fahrt. Erzähle von den Menschen, die du gesehen hast, den Gerüchen oder den kleinen Geschichten, die du auf der Fahrt erlebt hast. So erweckst du deine Rede zum Leben.

  1. Der Jump Scare macht das Publikum wach.
    Manchmal müssen wir Zuhörer erschrecken.

Ein Paar geht durch eine ruhige Landschaft. Auf einmal ein harter Schnitt, das Gesicht eines Monsters und ein Schrei. Wer sich jetzt nicht erschrocken hat, sollte sich untersuchen lassen.

Diesen Effekt können wir auch bei unseren Reden einsetzen: Wir beschreiben ruhig und gleichmäßig eine Szene. Plötzlich werden wir sehr laut, um dann einen Wendepunkt zu beschreiben. So können wir der Aufmerksamkeit unseres Publikums einen zusätzlichen Schub geben.

Ein Beispiel: „Ich schleiche mich nachts in mein Zimmer. Zum Glück hat meine Mutter nicht gemerkt, dass ich zu spät war …“

((Laut)) „JAN! WAS MACHST DU DA!“ ((Wieder ruhig)) Meine Güte, habe ich mich erschrocken, als meine Mutter in der Tür stand.

  1. Das Monster kommt nicht.
    Manchmal müssen wir Erwartungen enttäuschen.

Wir sehen einen Film und sind angespannt: Ein Paar geht durch eine ruhige Landschaft. Das Monster kann jederzeit auftauchen. Und dann: nichts. Das Spiel mit der Erwartung ist ein wichtiges Element in einer Filmdramaturgie – vor allem, wenn sie manchmal erfüllt und manchmal enttäuscht wird. So bleiben wir konstant bei der Sache. Denn wir wissen nie, was wirklich kommt.

Auch bei einer Rede können wir mit Erwartungen spielen. Wir können durch Wiederholungen eine kleine Routine erzeugen, die wir überraschend brechen. Wir können Klischeesituationen beschreiben, die sich nicht bestätigen. Wir können mit Reimen spielen, die sich dann doch nicht reimen.

Fazit:
Horror wird weniger gruselig, wenn wir uns mit dem Horror beschäftigen.

Und so wird auch die Angst vor dem Reden geringer, wenn wir mehr reden. Je häufiger wir uns mit unseren Ängsten konfrontieren, desto kleiner werden sie. Darum sollten wir uns nicht mit Hannibal Lecter verabreden, sondern stattdessen auf die Bühne gehen und sprechen – am Ende werden wir die Helden sein, wenn wir das Monster und die Angst überwunden haben.

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