Wenn Deutsche an Design denken, denken sie häufig an Spielerfrauen. Denn Menschen dieser Gattung betonen die Unabhängigkeit von ihrem fußballspielenden Ehemann gerne damit, dass sie sich eine eigene Karriere aufbauen – und das vielfach als Schmuck- oder Handtaschendesignerin.
Stolz präsentieren sie dann ihre hübsch dekorierten Produkte, die sie mithilfe professioneller Bastler und Bastlerinnen entwickelt haben. So entsteht in Deutschland des Häufigeren folgendes Bild: Design = Etwas schön machen.
Das ist natürlich nicht ganz so. Klar, Produkte sollen sexy sein. Und doch gehört viel mehr zu einem guten Design.
„Tja. Und wie funktioniert das jetzt mit dem Design genau?“
„Danke, dass Du genau diese Frage stellst!“
Gute Designer sind gute Jongleure
Stellen wir uns einmal ganz dumm und stellen uns einen Unternehmer vor, der einen Designer beauftragt, eine Kaffeemaschine zu gestalten. Schon hier sollte klar werden, dass unser Designer mit Dekoration nicht sehr weit kommen wird. Vielmehr muss er seinen Zirkusmodus aktivieren und die verschiedensten Bedingungen, Ansprüche und Vorstellungen jonglieren.
Auf der einen Seite hat er die Bedingungen des Auftraggebers. So soll das Gerät z. B. in der Produktion nicht mehr als X,– Euro kosten, vier verschiedene Arten von Kaffee zubereiten können und eine spezielle Zielgruppe ansprechen.
Dazu kommen die Ansprüche, die der Kaffee an seine Umwelt stellt, um gut zu schmecken. Er verlangt sehr heißes aber kein kochendes Wasser, will frisch gemahlen werden und ist auch in vielen anderen Punkten sehr sensibel.
Am Ende haben auch die Kunden ihre Vorstellungen von einer guten Kaffeemaschine: Sie soll leicht zu bedienen und zu reinigen sein; der Kaffee soll lecker schmecken; und das Teil soll gut aussehen und in der Küche etwas hermachen.
Hier beginnt die eigentliche Arbeit eines Designers: Er muss das alles gegeneinander abwägen und dann in eine Form bringen.
Wenn ich vier verschiedene Sorten Kaffee haben will, kann ich für jede Sorte einen Knopf anbringen. Aber das kostet in der Herstellung mehr als ein Multifunktionsknopf. Kann die ältere Zielgruppe überhaupt einen Multifunktionskopf bedienen? Wie wird der Kaffee gekocht und wie bekomme ich Pumpen, Heizstäbe und andere notwendige technische Gerätschaften untergebracht? Soll die Kaffeemaschine eher edel oder poppig frisch wirken? Diese und viele weitere Fragen stehen dem Designer im Weg, der ihn zum fertigen Produkt führt.
Texten ist eine Designaufgabe
Ganz ähnlich verhält es sich, wenn ich einen Text schreibe. Auch hier muss ich die unterschiedlichsten Bedingungen jonglieren. Okay, ich habe keine Materialkosten. Aber ein Zeichenlimit kann auch ganz gut einschränken. Die unterschiedlichen Funktionen, die der Designer unterbringen muss, sind bei mir einzelne Informationen und die Funktionalität ist in meinem Fall die Verständlichkeit. Die Materialien und die Form der Kaffeemaschine entsprechen bei Texten die Wortwahl und der Schreibstil.
Insofern ist das Schreiben eines Textes ein gestalterischer Prozess, den man gut mit einem Designprozess vergleichen kann – es sei denn, man versteht unter Design dekorieren. Dann reicht es, einen fertigen Text zu nehmen und ein Paar schöne Adjektive reinzuballern.
Wenn Ihr jedoch Texte braucht, die eine Wirkung erzielen, die Ihr Euch wünscht und dazu Euren Lesern gefallen, sollten wir reden. Als Textdesigner unterstütze ich Euch gerne.