Jan-Carl Kubik
Wirkungskommunikation
Beratung • Konzept • Text
Marken positionieren. Wirkung potenzieren.

Wenn Unsinn Sinn ergibt …

Weil das Leben, das Universum und der ganze Rest schnell langweilig werden, stellen wir uns gerne die große Sinnfrage. Oder wie man in Köln sagt: „Wat sull dr janze Driss?“

Und wenn wir schon beginnen, Fragen zu stellen, wäre es auch schön, Antworten zu bekommen, so dass wir den Sinn einer Sache erkennen. Irgendein Bauchgefühl sehnt sich nach der Klarheit. Der Sinn scheint so etwas wie das Happy End für all unsere Mühen zu sein. Der Jackpot. Die große Auflösung. Das gilt für fast alles: für unsere Arbeit, für den Tatort am Sonntag, für unser Leben und vieles mehr.

Man kann fast sagen, dass der Sinn eine Art Rendite für die Investitionen ist, die wir im Hier und Jetzt tätigen. Was wir investieren, spielt meistens keine Rolle. Es kann Zeit, Geld, Arbeit oder irgendetwas anderes sein. Hauptsache, die Rendite stimmt. Sei es mehr Geld, mehr Zeit, mehr Glück, der perfekte Mitarbeiter, das Tatort Finale mit einem genialen Twist oder sogar das ewige Leben im Paradies. So will es zumindest dieses seltsame Bauchgefühl.

Mit solcherlei Rendite in Aussicht, ist es natürlich eine große Enttäuschung, wenn sie ausbleibt. All die Anstrengungen. Alles umsonst. Da gebe ich mir das ganze Leben Mühe, ein guter Katholik zu sein und werde dann als Regenwurm wiedergeboren. Wir sehen: Beim Streben nach dem Sinn kann einiges schiefgehen. Wäre es da nicht schön, wenn wir etwas Sicherheit hätten? Das gute Gefühl, dass sich unsere Mühen, unsere Investitionen im Hier und Jetzt auf jeden Fall auszahlen?

Mit Sicherheit in die Zukunft

Nun gut. Wir alle wissen, dass wir nicht in die Zukunft schauen können. Und dennoch versuchen wir Menschen es immer wieder und setzen auf Aberglauben. Deswegen lesen einige von uns Horoskope. Andere legen Karten. Und wieder andere setzen auf Marktforschung. Kurz: Wir scheuen das Unbekannte und wollen berechnen können, ob etwas Sinn ergibt.

Um die Investitionen in der Gegenwart möglichst präzise in die Zukunft extrapolieren zu können, versuchen viele von uns Prognosen zu berechnen. Die Rechnungen sollen dann möglichst viele Bekannte erhalten, damit sie möglichst präzise sind. Das gilt häufig auch dann, wenn wir neue Ideen entwickeln wollen. Wir wollen wissen, ob sich die Denkarbeit für die Idee lohnen wird. Die Ideen können dann Produkte und Dienstleistungen, Inszenierungen und Kampagnen oder Ähnliches sein. Wichtig ist nur, dass am Ende die Rendite für die eingesetzte Energie stimmt. Wenn wir allerdings alles im Vorfeld berechnen, wird unsere Idee vor allem eines – berechenbar. Und das ist sehr, sehr langweilig.

Einfach mal machen

Wenn wir also wirklich kreativ arbeiten wollen, müssen wir uns von dem Sinn lösen. Einfach mal machen. Unsinn verzapfen. Experimentieren. Spielen. Im Hier und im Jetzt, ohne an das Später zu denken. Egal, was am Ende rauskommt.

Das Ergebnis kann dann ein glanzloses Irgendetwas sein. Ein nichtiger Gedankengang. Nichts Besonderes. Aber gleichzeitig entsteht so auch immer wieder der heiße Scheiß. Wahnsinns Ideen, die alle beeindrucken und die Welt weiterbringen. Und das führt uns zu einem Sinnparadoxon: Der heiße Scheiß, der alle beeindruckt, ist nämlich eine Rendite, die alles in den Schatten stellt. Oder: Der ganze Unsinn ergibt verdammt viel Sinn.

Okay. So neu ist das nicht. Ohne die unsinnige Denkweise gäbe es keine Erfinder wie Leonardo da Vinci, Nicola Tesla oder andere Nerds. Keine Wissenschaftler. Kein Silicon Valley, wie wir es kennen. Es sind die Menschen, die sich unsinnige Auszeit nehmen. Es sind die Menschen, die mich mit ihren spritzigen Ideen beeindrucken.

Aber viel zu häufig treffe ich auch Menschen, die mich nach meiner Kreativität fragen und dann verständnislos anschauen, wenn ich Ihnen von meinen großen und kleinen Spielwiesen im Kopf berichte. Sie können nicht nachvollziehen, dass ich mich gerne mit Dingen beschäftige, die nicht im direkten Zusammenhang mit meiner Arbeit als Kommunikationsberater stehen. Viele sehen es als kindische Zeitverschwendung an. Als albern. Warum malst du Bilder, die du noch nicht einmal ausstellst? Warum machst du Papierschnipsel und Grafikfetzen Tütchencollagen? Warum liest du Wikipedia Artikel, die nichts mit deiner Aufgabe zu tun haben? Und dann kommen wieder andere Fragen: Warum hast du zu allen und jeden immer so schnell eine Idee?

Hmmmm. Merkste selbst. Aber mir soll es egal sein. Im Grunde ist es sogar ganz gut, dass es solche Menschen gibt. Denn wenn sie einen Dienstleister suchen, der ihre Botschaften originell und wirkungsvoll unter das Volk bringt, stehe ich bereit.

Und? Wie sieht es mit euch aus? Könnt ihr etwas mit Unsinn anfangen? Ich würde gerne mit euch darüber diskutieren. Alle, die Lust haben, mit mir ein unsinniges Gespräch zu führen, sind herzlich eingeladen.

 

 

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