Wenn ich Kommunikationsberatung mache und für meine Kunden Kommunikationskonzepte erarbeite, sollte klar sein, dass ich zum Thema Kommunikation auch etwas zu sagen habe. Und tatsächlich: Wenn ich meine Erfahrung als studierter Designer mit meiner Erfahrung als Konzeptioner, Texter und Werbefuzzi multipliziere, kommt einiges an Kommunikationswissen heraus.
Aber wir lernen nie aus. Aus diesem Grund habe ich im letzten August einen Kommunikationstrainer engagiert. Die Konditionen waren einfach zu gut: Er eröffnet mir jeden Tag neue Perspektiven zum Thema Kommunikation und dafür biete ich ihm einen Schlafplatz, gehe ich mit ihm raus und gebe ihm regelmäßig etwas zum Essen – mein neuer heißt Flocki und ist ein Hund.
Gerade wenn es um direkte Interaktion geht, kann ich eine Menge von Flocki lernen. Er zwingt mich dazu, konsequent auf seine Sichtweise einzugehen. Andernfalls reagiert er entweder gar nicht oder nicht so, wie ich es erwarte.
Erstes Beispiel: Körperhaltung und Betonung sind alles!
Wenn wir uns mit Reden und Rhetorik auseinandersetzen, kommt früher oder später folgende Information über den Weg gelaufen: 93 % dessen, was wir sagen, durch unsere Stimme (38 %) und durch unsere Körpersprache (55 %) vermittelt. Demnach würden nur 7 % der Bedeutung vom Inhalt abhängen. Dass diese Zahlen im Detail stimmen, wird inzwischen bestritten. Aber dass sie einen wahren Kern beinhalten, hat der Umgang mit Flocki bewiesen.
Wie wir uns denken können, ist Flocki unserer Sprache nicht mächtig. Er kann die Bedeutung der gesprochenen Worte nicht verstehen. Daher ist nicht entscheidend, was ich ihm sage, sondern wie ich es ihm sage. Es geht darum, was ich für ihn ausstrahle.
Auch wenn er ein kleiner frecher Schlingel ist, erwartet er von mir, das Rudel anzuführen. Also muss ich durch meine Körperhaltung und der Betonung meiner Worte zeigen, dass ich die geforderten Führungsqualitäten besitze.
Natürlich ist es nichts Neues, dass wir das Thema Körperhaltung und Betonung auf die Menschenwelt übertragen können. Aber der Umgang mit Flocki erinnert mich jedes Mal aufs Neue, wie wichtig der Ausdruck jenseits der Worte ist. Ob der die Körpersprache dann 55 %, 47 % oder 103 % ausmacht, spielt am Ende keine Rolle.
Zweites Beispiel: Sag es simpel!
Als ich schrieb, dass Flocki keine Worte versteht, habe ich ein wenig gelogen. Das ein oder andere Wort kann er schon verstehen. Dazu gehören zum Beispiel die Begriffe „sitz“, „platz“, „bleib“ oder „jetzt“. Damit er sie allerdings wirklich gut verstehen kann, muss ich sie klar und eindeutig kommunizieren. Wenn ich also den Wunsch verspüre, dass sich mein Hund hinsetzt, bringt es nichts, diesen Wunsch schwammig auszudrücken: „Flocki. Ich würde mich sehr freuen, wenn du jetzt ein wenig Sitz machen würdest.“ Mit einem einfachen und ausdrucksstarken „Sitz!“ ist alles gesagt.
Und genau das gleiche Prinzip gilt auch, wenn wir Reden halten oder Texte schreiben: Bringe es auf den Punkt!
Wobei wir auch hier darauf achten sollten, an wen wir unsere Botschaft richten. Für Flocki ist es gut, wenn wir uns auf ein Wort begrenzen. Wenn wir allerdings eine illustre Versammlung von Germanistikprofessoren vor uns haben, dürfen wir schon ein wenig mehr ausschweifen.
Ich selbst habe mir die Regel aufgestellt, immer um ein bis zwei Einheiten leichter zu reden, als ich meinem Publikum zutrauen kann.
Wenn ich „Aus!“ rufe, versteht er „Wau!“.
Drittes Beispiel: Wer versteht was?
Wenn ich mit Flocki interagiere, muss ich mir immer klarmachen, wie Flocki meine Botschaften wahrnimmt. Ein Beispiel: Flocki hat Gene eines Hütehundes in sich. Das bedeutet, dass er es als seine Aufgabe ansieht, das Rudel zu bewachen und auf mögliche Gefahren aufmerksam zu machen. Wenn nun ein Nachbar durch das Treppenhaus geht, ist Flocki in seinem Element. Mit einem Bellen zeigt er mir, dass sich jemand unserer Wohnung, also unserem Revier, nähert. Was kann ich jetzt tun? Schließlich weiß ich, dass meine Nachbarn weitestgehend harmlos sind.
Würde ich jetzt schnell zu Flocki rennen und mit einem lauten „Aus!“ beruhigen wollen, würde er etwas ganz anderes verstehen. Aus seiner Sicht macht er seinen Job und warnt das Rudel vor einer möglichen Gefahr. Und dann kommt der Rudelführer schnell angerannt und wird laut. In diesem Fall hört es dann auch kein „Aus!“ sondern ein lautes „Wau!“. Für den Hund bedeutet das, dass der Chef mithilft, den Nachbarn zu verjagen. Es muss also etwas Ernstes sein. Die Konsequenz: Flocki wird noch lauter, damit wir gemeinsam unser Revier verteidigen.
Genauso müssen wir auch aufpassen, wenn wir mit Menschen reden und verstanden werden wollen. Denkt bei eurem Text immer an den Kontext, in dem er rezipiert wird. Es gibt zum Beispiel Situationen, in denen Ironie nicht als Ironie verstanden wird, in denen eine Übertreibung für bare Münze genommen wird oder in denen Eloquenz als überdrehte Klugscheißerei verstanden wird.
Alles bekannt und dennoch neu.
Klar! Das, was Flocki mir beibringt, ist die Basis der Kommunikation. Das meiste kenne ich schon. Aber gerade, weil vieles so selbstverständlich, achte ich nicht mehr darauf. Vieles von dem ist im Berufsalltag gar nicht mehr so selbstverständlich, wie es sein sollte. Genau deswegen bin ich froh, so einen guten Kommunikationstrainer zu haben. Er zeigt mir immer wieder das Fundament, auf dem ich meine Ideen und Kommunikationskonzepte aufbaue. Er zeigt mir, wie ich mit meinen Mitmenschen interagieren kann, damit sie mich gut verstehen können. Und darum bin ich ihm sehr dankbar, so dass ich ihm einen Schlafplatz biete, regelmäßig mit ihm rausgehe, ihm regelmäßig füttere – und natürlich immer wieder viel mit ihm kuschele.
Falls Ihr jetzt auch Interesse habt, meinen Trainer kennenzulernen, können wir uns gerne für eine Gassirunde verabreden. Flocki und ich würden uns freuen, mit euch über Kommunikation zu kommunizieren.